brennessel

Brennnessel: Das unterschätzte Wunderkraut der Natur

Die Brennessel kennst Du sicher aus der Kindheit. Kannst du dich noch an Deine erste schmerzhafte Erfahrung erinnern? Ich mich schon….. Durch ihre Brennhaare weiß die Brennessel sich sehr gut zu verteidigen. Bei vielen gilt sie auch als Unkraut und wird vernichtet im Garten. Aber das ist sie nicht. In diesem Beitrag hier findest Du alles Wissenswerte über die Wunderpflanze und was Du damit genau machen kannst.

Was ist die Brennessel?

Die Brennnessel, oder wissenschaftlich Urtica dioica, ist eine krautige Pflanze, die weltweit vorkommt. Man findet sie oft in Gärten, an Wegrändern und auf brachliegenden Flächen. Die Pflanze ist leicht an ihren gezackten Blättern und den charakteristischen brennenden Härchen zu erkennen. Diese Härchen setzen bei Berührung eine Mischung aus Histamin, Ameisensäure und anderen Chemikalien frei, die die unangenehme brennende Reaktion auf der Haut verursachen. Trotz dieses Verteidigungsmechanismus ist sie eine der wertvollsten Wildpflanzen, die uns die Natur zu bieten hat.

Die Geschichte

Die Brennnessel hat eine lange Geschichte als Nutz- und Heilpflanze. Bereits die alten Ägypter schätzten ihre gesundheitlichen Vorteile und verwendeten sie zur Behandlung von Arthritis und Rückenschmerzen. In der Antike wurde sie auch als Textilfaser verwendet. Die Römer brachten die Pflanze nach Großbritannien, wo sie als Heilmittel gegen Kälte eingesetzt wurde. Im Mittelalter wurde sie in ganz Europa angebaut und genutzt – sowohl in der Küche als auch in der Heilkunde. Ihre Vielseitigkeit und Nährstoffdichte machten sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil der traditionellen Kräuterkunde.

Die Fakten auf einen Blick

  • Pflanzenfamilie: Brennesselgewächse (Urticaceae)
  • Blütezeit: Juni bis Oktober
  • Erntezeit: Juni bis September
  • Man unterscheidet zwischen kleiner und großer Brennessel
  • Beide sind zum Verzehr geeignet
  • Die Blätter sind grob gesägt, hell bis dunkelbraun und stehen sich paarweise gegenüber
  • Die Stängel und Blätter sind mit Brennhaaren übersehen, leichte Berührung setzt schon das Nesselgift frei
  • Beim Ernten der Blätter Handschuhe anziehen!
  • Geschmack: Die Blätter spinatähnlich, die Samen schmecken nussartig
  • Inhaltsstoffe Blätter: eiweißreich, Kalzium, Magnesium, Kalium, Eisen, Silicium, Vitamine A und C.
  • Inhaltsstoffe Samen: Linolsäure, Vitamin-E

Wirkung und Anwendungsgebiete in der Naturheilkunde:

  • stoffwechselanregend
  • blutreinigend, harntreibend, entwässernd
  • antiallergisch
  • zusammenziehend
  • stärkend
  • krampflösend
  • schmerzlindernd
  • immunsystemstimulierend
  • bei Harnbeschwerden, Reizblase
  • Prostatavergrößerungen
  • Nierenleiden
  • Gelenkleiden
  • bei Rheuma
  • zu hohem Blutdruck
  • Hautjucken
  • Gicht
  • Nesselsucht
  • Gallebeschwerden und Störungen

Warum brennen die Brennhaare wenn wir sie berühren?

Die Brennhaare sind mit Kieselsäure und Ameisensäure gefüllt. Wenn sie berührt werden brechen sie ab und bohren sich in die Haut. Dies erzeugt Brennen und die typisch roten Quaddeln. Die Menge der in die Haut gelangten Ameisensäure ist aber unbedenklich und wird schnell vom Körper wieder abgebaut.

Tipp zum Entschärfen der Brennhaare:

Dazu einfach mit dem Nudelholz wälzen und entschärfen. Auch im Standmixer kannst Du die Brennhaare unschädlich machen indem Du sie einfach zerkleinerst. Blanchieren für wenige Sekunden vernichtet sie auch.

Die Brennessel in der Küche

Obwohl sie oft als Unkraut angesehen wird, ist sie ein wahres Kraftpaket an Nährstoffen und hat einen festen Platz in der Wildkräuterküche. Sie ist reich an Vitaminen (wie A, C, K), Mineralien (einschließlich Eisen, Kalzium und Magnesium), Eiweiß und Antioxidantien. Frische Brennnesselblätter können ähnlich wie Spinat verwendet werden, und ihr Geschmack ist mild und leicht nussig. Da sie in Kriegs- und Nachkriegszeiten viel als Gemüsepflanze verwendet wurde, haftet ihr das Image von Arme-Leute-Essen stark an. Aber heute weiß man, dass sie viel mehr ist. Verwenden kann man sie als Würzkraut, in Salaten oder verarbeiten wie Spinat. In Suppen oder Pasta schmeckt sie herrlich! Genaue Rezepte dazu findest Du anbei. Oder Du kannst Sie einfach nur als Tee genießen.

Brennesselsuppe

Eine der klassischsten Verwendungen für Brennnesseln ist die Brennnesselsuppe. Frisch gepflückte junge Brennnesselblätter werden mit Zwiebeln und Brühe gekocht, bis sie weich sind.

Du brauchst für 2 Portionen:
  • 4 Handvoll Brennesselblätter (junge)
  • 1 Esslöffel Butter
  • 1 Esslöffel Mehl
  • 1 TL Gemüsebrühe
  • 2 Esslöffel Sauerrahm
  • 500 ml Wasser
  • Salz, Pfeffer

Die Blätter waschen. Zwiebel schälen und klein hacken, Butter im Topf zerlassen und die Zwiebel darin glasig dünsten. Mit Mehl bestäuben, kurz anschwitzen lassen und mit Wasser aufgießen. Kurz aufkochen lassen, Brühe und Brennessel zugeben. Für 10 – 15 Minuten köcheln lassen, abschmecken und servieren. Mit Sauerrahm garnieren.

Brennesselpesto

Brennnesseln können als Basis für ein köstliches und ungewöhnliches Pesto verwendet werden. Ersetze einfach den Basilikum durch junge Brennnesselblätter, füge Knoblauch, Parmesan, Pinienkerne und Olivenöl hinzu und püriere alles zu einer glatten Paste. Dieses Pesto ist perfekt für Pasta, Brot oder als Dip. Oder du verwendest dieses Rezept anbei. Tipp – auch ein Korianderpesto schmeckt herrlich. Rezept dazu gibt es hier >>klick<<.

Du brauchst:
  • 150 g frische Brennessel
  • 200 g Olivenöl
  • 2 Zehen Knoblauch

Die Blätter waschen, abtropfen lassen und mit einem Küchentuch trockentupfen. Alle Zutaten im Mixer oder mit dem Pürierstab pürieren. Nach Wunsch noch etwas Salz zugeben.

Brennesselnockerl

Ein einfaches Rezept das schnell gemacht ist. 

Du brauchst für 4 Personen:
  • 100 g Brennesselblätter
  • 1/2 Zwiebel
  • 180 g gekochte, passierte Kartoffel
  • 1 Ei
  • 80 g Mehl
  • 1 Esslöffel Salz
  • etwas Parmesan

Die Blätter blanchieren, mit der Zwiebel mischen und mixen. Die passierten Erdäpfel, Ei, Mehl, Salz dazugeben und mischen. Aus dem Teig dann Nockerl formen und in Salzwasser kochen bis sie an der Oberfläche schwimmen. Servieren mit Butter und Parmesan.

Brennesselspinat

Da die Brennessel wie Spinat schmeckt und auch so verwendet werden kann, bietet sich dieses Rezept nahezu an. 

Du brauchst für 4 Personen:
  • 600 g Brennesselblätter
  • 1 Zwiebel
  • 1 Prise Salz
  • 1 Prise Pfeffer
  • 1/2 Tasse Schlagobers
  • 1 Esslöffel Butter

Brennesseln in eine Schüssel geben und kochend heißes Wasser darübergießen. In einem Sieb abtropfen lassen. Zwiebel würfeln und in einem Topf mit Butter glasig dünsten. Brennessel in feine Streifen schneiden und dazugeben. Mit Salz und Pfeffer würzen und für 10 Minuten dünsten. Hin und her rühren. Danach mit einem Pürierstab zerkleinern und mit Schlagobers verfeinern. 

Brennesselsirup

Dieser Sirup eignet sich als Naturheilmittel oder nur um ein Getränk zu verfeinern. Lecker ist er. Verwendung: mit so viel Wasser aufgießen, dass er noch süß schmeckt. Gut geeignet für Desserts und Cocktails. Oder trinken bei Rheuma, Wasseransammlungen, Gelenksentzündungen, Gichtanfällen, …

Du brauchst:
  • 50 Spitzen von gesunden, dunkelgrünen Brennesseln
  • 2 Liter Wasser
  • 60 g Zitronensäure
  • 3 kg Zucker

Das Wasser aufkochen und abkühlen lassen. Die Brennesselspitzen und die Zitronensäure zugeben und über Nacht kühl stellen. Am Morgen abseihen, kurz aufkochen, den Zucker zugeben (nicht mehr kochen) und unter Rühren auflösen.

Brennesseltee

Ein einfacher und gesunder Weg, Brennnesseln zu genießen, ist ein Aufguss aus frischen oder getrockneten Brennnesselblättern. Brennnessel-Tee ist nicht nur köstlich, sondern auch reich an Antioxidantien und fördert die Entgiftung des Körpers. Pro Tag 2-4 Tassen trinken, abgekühlt und in kleinen Schlucken. Hilft bei Verdauungsbeschwerden, Rheuma und Harnbeschwerden. Diese Kur für max. 6 Wochen durchführen und dann eine Pause machen.

Du brauchst:
  • 2 Teelöffel Brennesselblätter
  • 250 ml kochendes Wasser

Die Blätter übergießen und den Tee für 8 bis 10 Minuten ziehen lassen. 

Die Brennessel in der Naturheilkunde

Die heilenden Eigenschaften der Brennnessel sind beeindruckend. Sie wird seit Jahrhunderten als natürliches Heilmittel in der Volksmedizin eingesetzt und findet auch heute noch Anwendung in der modernen Naturheilkunde. Ihre entzündungshemmenden, entgiftenden und immunstärkenden Eigenschaften machen sie zu einem wertvollen Heilkraut.

Die gesundheitlichen Vorteile:
  • Entgiftung und Reinigung: Brennnesseln haben eine natürliche harntreibende Wirkung, die hilft, überschüssige Flüssigkeit und Toxine aus dem Körper zu spülen. Sie fördern die Nierenfunktion und unterstützen den Körper bei der Entgiftung. Ein Brennnessel-Tee oder eine Tinktur kann daher als Teil einer Entgiftungskur verwendet werden.
  • Unterstützung bei Allergien: traditionell wird sie zur Linderung von Heuschnupfen und anderen allergischen Reaktionen eingesetzt. Ihre natürlichen AntihistaminEigenschaften können helfen, Symptome wie Niesen, juckende Augen und laufende Nase zu reduzieren. Eine der bekanntesten Studien zur Wirkung von Brennnesseln bei Heuschnupfen wurde 1990 von R. Mittman durchgeführt und im Planta Medica Journal veröffentlicht. In dieser doppelblinden, placebokontrollierten Studie berichteten Patienten mit Heuschnupfen, die gefriergetrocknete Brennnesseln einnahmen, über eine signifikante Linderung ihrer Symptome im Vergleich zu denen, die ein Placebo erhielten. Die Ergebnisse legen nahe, dass Brennnessel entzündungshemmende Eigenschaften haben könnte, die zur Linderung von Allergiesymptomen beitragen. (Quelle: Mittman P., Randomized, double-blind study of freeze-dried Urtica dioica in the treatment of allergic rhinitis, Planta Med, 1990)
  • Entzündungshemmende Wirkung: Die entzündungshemmenden Eigenschaften der Brennnessel machen sie zu einem nützlichen Mittel bei der Behandlung von Arthritis und Gelenkschmerzen. Sowohl innerlich eingenommen als auch äußerlich als Umschlag angewendet, kann die Pflanze helfen, Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
  • Stärkung des Immunsystems: Dank ihrer hohen Konzentration an Vitaminen und Antioxidantien kann sie das Immunsystem stärken und den Körper gegen Krankheiten schützen. Besonders Vitamin C und Eisen sind entscheidend für ein starkes Immunsystem und die Bekämpfung von Infektionen.
  • Haut und Haarpflege: die Pflanze wird oft in Haut- und Haarpflegeprodukten verwendet, da sie helfen kann, Schuppen zu reduzieren, die Kopfhaut zu beruhigen und das Haarwachstum zu fördern. Eine Spülung aus Brennnessel-Tee kann als natürliches Haarwasser verwendet werden, das dem Haar Glanz und Vitalität verleiht.
Die Brennnessel ist weit mehr als nur ein störendes Unkraut. Sie ist ein wahres Geschenk der Natur, reich an Nährstoffen und heilenden Eigenschaften. Ob in der Küche als leckere Zutat oder in der Naturheilkunde als Heilkraut – die Brennnessel hat das Potenzial, unser Leben auf vielfältige Weise zu bereichern. Also, das nächste Mal, wenn du eine Brennnessel siehst, denke daran: Hinter ihrem stacheligen Äußeren verbirgt sich eine Pflanze voller Wunder!
Rosina
Rosina J.
Autorin, Dipl. Aromapraktikerin